Wie die Kirche zum Dorf, so gehört der Turm zur Kirche. Der Turm ist ein wesentlicher Bestandteil christlicher Kirchen. Kirchtürme geben in der Landschaft Orientierungsmöglichkeit. Orientierung können sie auch den Gläubigen sein, indem sie die Richtung nach oben weisen. Als Wächter und Mahner erhebt sich der Martinsturm wie kein anderer unmittelbar aus dem Wasser der Vils steigend in eine Höhe von fast 92 Metern. Die Vorgängerkirche hatte wahrscheinlich zwei oder sogar drei Türme. 1434 wird im Ratsbuch der Stadt das Läuten der Feuerglocke erwähnt.
1438 wird während des Baus der neuen Kirche ein Mann namens Merz von Vilseck zum Türmer bestellt. Die halbe Nacht und den halben Tag musste er abwechselnd mit seinem Gesellen wachen und die Schlagordnung nach Nürnberger Brauch einhalten. Wenn „reisige Leute" (Kriegsvolk) sich vor der Stadt sehen lassen, sollten sie diese „anblasen" (Signal geben). Dafür erhielt Merz einen Wochenlohn von 10 Groschen, Licht und Holz.
Wollte man 1458 noch zwei Türme errichten, so entschloss man sich 1461 wegen der schwierigen Gründung für einen Turm. Dieser wurde 1509 bis zum Absatz über der Glockenstube vollendet. 1534 wird der Turmbau in achteckiger Form fortgesetzt. Ein steinerner Gang führte um den Turm. Darauf stand ein kleines Oktogon mit einem eisernen Umgang. Die Beschießung von 1703 beschädigt auch den Turm erheblich. 1720 wird er schließlich in der heutigen Form zu Ende gebaut.1857 wird der Turm geschlaudert (mit eisernen Spangen zusammengehalten). 1999 werden die Schäden an der südlichen Seite beseitigt.